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Weinwanderung an der Mosel
Ein Erfahrungsbericht
Es ist ein sonniger Vormittag im Juni. Ich stehe in einer kleinen Gruppe von Weinliebhabern vor dem Hotel Kessler-Meyer und warte mit den anderen Neugierigen, bis es losgeht. Wir sind bereit für unser kleines Abenteuer an der Mosel – unser Wein-Abenteuer. Mein Partner und ich haben uns spontan dazu entschlossen, an der kostenlosen Weinwanderung teilzunehmen, die uns als Gäste des Cochemer Jung angeboten wurde.
David, unser Guide, begrüßt uns herzlich und gibt einen ersten Ausblick darauf, was uns heute erwartet. „Fragen sind jederzeit erwünscht“ betont er, während er uns mit einem Lächeln in Richtung Tal führt. War die Stimmung eben noch ein klein wenig angespannt, weicht nun jede Anspannung merklich von den Teilnehmenden. Die Vorfreude steigt deutlich und die ersten Gespräche zwischen sich noch fremden Menschen entstehen auf unserem Weg.
Die Wanderung
Wir passieren einen kleinen Kreisverkehr und bleiben unweit des Moselufers stehen. Von hier aus haben wir einen großartigen Blick auf die Reichsburg Cochem. Imposant thront sie über dem Tal, als würde sie über das Geschehen im Ort wachen. David erzählt uns, dass die Burg im 12. Jahrhundert erbaut wurde und in ihrer Geschichte viele Veränderungen durchlebte. Wir erhalten spannende Infos zu den verschiedenen Burgen in der näheren Umgebung und David beeindruckt uns mit ein paar Zahlen und Fakten zu Cochem. Besonders spannend finde ich es, als er uns schätzen lässt, wie viele Menschen sich in Cochem befinden. Zwar hat der Ort nur 6.000 Einwohner, aber unglaubliche 2 Millionen Tagesbesucher pro Jahr! Kaum zu glauben, wenn ich mich umsehe. Es ist so ruhig und entspannt im Ortskern, dass ich niemals auf eine so hohe Zahl gekommen wäre. Auch die anderen Gruppenteilnehmer wirken überrascht.
Wir setzen uns wieder in Bewegung und spazieren am Flussufer entlang. David sorgt mit ein paar lockeren Witzen immer wieder für erheitertes Lachen und gute Laune. Unser Weg führt uns weiter in Richtung Alf, vorbei am weitläufigen Areal des Klosters Ebernach. „Hier an der Mosel findet man den aufwendigsten Weinbau der Welt“, erklärt David uns. Deutschland besitzt die strengsten internationalen Regulierungen beim Weinbau und es gibt immer weniger junge Menschen, die sich in diesem Bereich weiterbilden. Unser Guide ermutigt uns: „Vielleicht werden Sie ja eines Tages selbst Winzer! Melden Sie sich einfach bei mir, wenn Sie Interesse daran haben“. Kurz stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, meinen eigenen Wein zu kreieren und mich den ganzen Tag mit dem Anbau und dem Herstellen vollmundiger Aromen zu beschäftigen. Wahrscheinlich ist diese Vorstellung romantischer als die Realität, gestehe ich mir ein, denn ich besitze zwei linke Hände und keinen ausgeprägten Geschmacks- oder Geruchssinn. Ich werde wohl beim reinen Verkosten bleiben müssen – auch nicht schlecht!
Die Steillagen an der Mosel sind beeindruckend. Staunend schauen sich alle um, während wir inmitten der Felder aufgeklärt werden: Mit einem Steigungswinkel von 30 Grad, an manchen Stellen sogar über 60 Grad, sind die Steillagen der Mosel die steilsten Weinberge der Welt. Flachlagen sind hier selten. Wir erfahren von David, dass oftmals unwirkliche Bedingungen die besten Trauben hervorbringt. Die lockeren Böden speichern die Wärme viele Stunden lang, was den Trauben zugutekommt. Die Schieferböden speichern die Wärme viele Stunden lang, was den Trauben auch über Nacht zugutekommt.
Der Spaziergang wird kurz etwas anstrengender: Langsam geht es leicht bergauf, aber selbst ich – mit meiner furchtbaren Kondition – schaffe es problemlos, diesen kleinen Hügel zu erklimmen.
Die Weinverkostung
Aus der Ferne entdecken wir einen kleinen Transporter. Daneben gibt es Sitzmöglichkeiten sowie schattige Plätzchen zum Ausruhen und Verweilen. Hier genießen wir die tolle Aussicht hinunter ins Tal und an die Mosel. Uns werden Gläser und Infomaterial gereicht. David hebt sein Glas und verkündet nach einer kleinen Ansprache feierlich: „Weintrinker leben länger!“. Er erklärt, dass Schmecken viel mit Riechen und Erfahrung zu tun hat. Anschließend beginnen wir unsere Weinprobe mit einem Elbling. „Licht, Tageszeit und auch die persönliche Laune beeinflussen den Weingeschmack“, erklärt unser Guide. Er erinnert uns daran, dass Wein ein Genussgetränk ist, das man erst richtig kennenlernen muss, von Glas zu Glas. „Sie müssen sich klug trinken“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Während wir an unseren Gläsern nippen, befüllt mit einem der vielen Weine der Wanderung, lernen wir die Geschichte des Rieslings kennen. Denn: Was wäre der Riesling ohne die Mosel, und was wäre die Mosel ohne den Riesling?
Die Atmosphäre ist entspannt und lustig. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an dem Umstand, dass hier nicht mit Wein gegeizt wird. David nutzt die Gelegenheit und fragt in die Runde, was die Anwesenden glauben, was die perfekte Trinktemperatur von Wein ist. Verschiedene Zahlen werden genannt, aber so richtig überzeugt klingt niemand. David löst auf, worauf er hinaus möchte: Die meisten begehen den Fehler, Wein viel zu kalt zu trinken und zerstören so unwissentlich den vollen Genuss, den der Weingeschmack mit sich bringt.
Das Ende eines schönen Ausflugs
Zum Abschluss genießen wir Käse zu unserem Wein, eine perfekte Kombination mit angenehmer Süße und sanftem Geschmack. Dieser Moment hier in den Weinbergen fühlt sich auf seine eigene Weise besonders an. Mir gefällt der Bacchus ausgesprochen gut, obwohl ich süßen Wein sonst eher meide. Ich bin auf den Geschmack gekommen und lasse mir ein paar mehr Gläser nachschenken. Als Andenken dürfen wir unsere Gläser der Tour behalten. Ein letztes Mal lasse ich mir das Glas füllen und dann spazieren mein Partner und ich gut gelaunt, einiges an Wissen um guten Wein reicher und vielleicht auch ein kleines bisschen beschwipst zurück zum Hotel.
Dieser Ausflug zur Mosel bleibt uns als ein Erlebnis voller Lachen, Lernen und Genuss in Erinnerung. Ich kann jedem nur ans Herz legen: Macht diese Weinwanderung! Ich bin bei meinem nächsten Besuch sicherlich auch als Wiederholungstäterin dabei.